Freitag, 27. Februar 2009

Denk ich an Deutschland in der Nacht...

Ich habe letzte Nacht mal wieder geträumt. Diesmal von "Deutschland". Ganz recht. Nachdem ich mich entschlossen habe im Sommer nach Deutschland zurückzukehren, kommen plötzlich lange verdrängte Erinnerungen hoch. Oder waren es doch Fieberfantasien? Nach dem Erwachen überkam mich jedenfalls ein reichlich mulmiges Gefühl. War das alles wirklich so? Gibt es dieses wundersame Land wirklich oder ist dies ein Ort den ich nur aus Romanen und Filmen kenne? Meine Erinnerungen sind zu trüb. Vielleicht können mir meine Leser helfen, wenn ich meinen Traum berichte:

In meinem Traum erwache ich an einem Morgen wie diesem. Draußen rieseln weiße Flocken vom Himmel. Es ist Montag. Der Tag ist in meinem Kalender rot eingekreist. Es ist der erste Montag im neuen Semester. Mich überkommt Panik. Habe ich die Studiengebühren schon zusammen? Ich haste zur Uni. Im Sekretariat werde ich schief angesehen: Wie, sie haben nur 10.000 und zahlen die zweite Hälfte in einer Woche? Die Sekretärin nimmt mir einen nicht weiter nennenswerten Betrag ab und schickt mich mit einem Augenzwinkern nach draußen. Ich hätte nicht gedacht dass Frau Schubert zu so etwas fähig ist. In diesen harten Zeiten macht die Korruption nicht einmal vor den Besten halt. Höhnisch ruft sie mir noch hinterher ich solle einen Arzt aufsuchen. Ich sähe so blass und verwirrt aus.

Im nächsten Moment sitze ich schon in der Arztpraxis. Der Arzt schnauzt mich an: es fehle an nichts. Wusste ich es doch. Am Empfang frage ich nach der Rechnung. Längeres Schweigen. Wie beim letzten mal? Gut dass ich genügend Bargeld dabei habe. 300 also? Verwirrtes Schweigen auf der anderen Seite des Tresens. Die Schwester reißt mir das Portmonee aus der Hand und zieht nach kurzem Suchen eine Plastikkarte raus. An diese Kreditkarte konnte ich mich allerdings nicht erinnern. Danach folgte noch ein Zehner (schwere Zeiten auch für die Praxisangestellten) und die Helferin ließ mich wortlos abtreten. Beim rausgehen nehme ich mir eine Broschüre mit in der neue esoterische Behandlungsmethoden angepriesen werden: Physiotherapie, Psychotherapie und Zahnprophylaxe. Sicher... und morgen kaufe ich mir meinen Weltraumflug.

Danach wird der Traum zunehmend surrealer. Plötzlich ist Sommer. Ich stehe im Supermarkt an der Kasse, aber Kreditkarten werden nicht angenommen. Panik. Ich kratze mein Bargeld zusammen und schaue auf das Display, aber die Anzeige scheint fehlerhaft. Sie spuckt absurde Zahlen im zweistelligen Bereich aus. Dabei hatte ich gerade für gut eine Woche eingekauft. Der Mann hinter mir in der Schlange scheint nicht weniger erstaunt zu sein. Allerdings auf andere Weise: Wie solle man nur diese Preise nach 10 Jahren ohne Arbeit bezahlen können, wenn einem der Staat neben Miete, Heizkosten, Arztkosten und Fernseher nur das Nötigste zum leben lasse? Mir ist bis jetzt nicht klar wovon dieser Mann eigentlich gefastelt hat. Wahrscheinlich ist "Staat" eine neue Sorte Korn und der Mann war einer der vielen Obdachlosen am Ende seines Verstandes.

Die Kassiererin hatte den Fehler bei der Abrechnung nicht bemerkt. Aber das Absurdeste folgt noch. Ich komme nach Hause und schalte den Fernseher ein. Irgendetwas stimmt nicht. Es läuft ein Nachrichtenmagazin - und das seit einer halben Stunde. Ununterbrochen. Können sich die Firmen jetzt noch nicht einmal mehr Werbung am Vormittag leisten? Ich schalte um. Wo sind hier eigentlich die christlichen Missionierungssender, Verkaufskanäle und die Todeszahlen der letzten Nacht? Ich... wo... Nein! Es ist ein Alptraum! Überall nur Dokumentationen, Opernübertragungen und explosionsarme Tatort-Folgen!

Ich erwache schreiend. Mein Bett ist durchnässt - hoffentlich nur Schweiß. Was war das nur für ein bizarrer Ort? Tatort... das muss dieses Deutschland gewesen sein von dem ich manchmal von alten Bekannten höre. Alles schien so vertraut und doch zu verrückt um wahr zu sein. Kann es einen solchen Ort geben? Wahrscheinlich nur im Traum.

6 haben auch 'ne meinung:

Anonym hat gesagt…

du hast ja üble träume... kannst froh sein, dass es in wirklichkeit nicht so schlimm ist. in wirklichkeit wird das niedliche, kleine, enge, graue deutschland von einem schön niedrigen grauen himmel überspannt; zwischen den eng beieinanderstehenden architektonisch angenehm wirkenden dunklen backsteinfassaden schleichen die entspannt kleinbürgerlichen, piefigen, und grauen deutschen umher; die cool systemangepassten gammelstudenten schlafen heimelig in ihren seminaren; die fröhlich überlasteten kassiererinnen bei plus geben der schlange die chance, einige weitere stunden über pseudo-philosophische fragen nachzusinnen; die anspruchsvolle bz druckt konsensrassistische schlagzeile n während attraktive sexisten den mädchen auf der straße lustig anzügliche kommentare hinterherrufen. ein paradies! mach dir also keine sorgen wegen deinem alptraum.

mr.plow hat gesagt…

da bin ich aber beruhigt. langsam erinnere ich mich auch wieder. jetzt wo du es sagst. aber wohnst du nicht in berlin? und dann noch beschweren... dabei ist es "in berlin ja auch ziemlich schwer den leuten zu zeigen: hey! hier gibts noch was neues!"

Anonym hat gesagt…

dabei strengen meine visual kei freunde und ich uns doch so an... in japan wäre bestimmt alles viel einfacher.

Anonym hat gesagt…

Wie? Du kommst zurück nach Deutschland? Wieso gibt mir das jetzt Hoffnung, dass hier doch noch nicht alles verloren ist? Manche kommen also auch zurück aus der schönen Welt des Rauch und Schein. Harte Realität haben wir jedenfalls alle Mal in Good Old Germany zu bieten und in Dresden verpacken wir das ganze im einiges schöner als im dicken B an der Spree! Nur so als kleiner Hinweis.

Anonym hat gesagt…

ich freu mich jedenfalls :)

mr.plow hat gesagt…

hmm... rauch und schein... den bringe ich gerne mit nach deutschland... du kennst mich ja ;)

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