Sonntag, 28. Juni 2009

Deep-fried Utopia

Ich habe vom Dessert der Götter gekostet. Amerikanisches Süßwerk trifft in einem kosmischen Spektakel auf britische Frittiertechnologie. Wie sonst könnte hochverdichtetes Nugat, zarte Vollmilchschokolade und dickflüssiges Karamell in Riegelform gepresst und in einen knusperfett-angereicherten Atomschlag gegen die Ernährungspyramide verwandelt werden?

Die heilige Dreifaltigkeit:

1. deep-fried Twinkie. Der verlängerte Finger Gottes. Der feine Twinkieteig ertränkt sich in Öl, nur um in Puderzucker und Preiselbeersoße seine Wiederauferstehung zu feiern.

2. deep-fried Snickers. Die Ode an die Freude unter den Desserts. Eine Hymne an die vollkommenste aller Nüsse (die Erdnuss), komponiert aus geschmolzenem Nugat und schokoladigen Wonnen.

3. deep-fried Bounty. Ein Urlaubsersatzriegel in sündhaft-knusprigem Friettiermantel. 5 Sterne Gaumenservice, einschließlich Schoko-Kokos Orige. Alles one-way.

Wenn Deep-frying offiziell den Status einer Religion zugesprochen bekommt, gehe ich unter die Fundamentalisten. Auf der Tischdecke sieht man übrigens Fotos aus Lady Dianas Leben. Rechts mit Pavarotti, darunter auf ihrer Beerdigung. Ob die beiden hier gespeist haben?

Dienstag, 23. Juni 2009

Die Farbe Rosa (introducing: g-trouble)

Was stimmt mit diesem Bild nicht? Kleiner Tipp: es ist nicht der Kalauer im Namen des Produkts. Der ist großartig. Mich plagt die Frage wozu Frauen eine eigene Ohrstöpselmarke brauchen. Worin könnte der Unterschied zu ihrem männlichen Pendant liegen?

Laut Verpackung handelt es sich bei Sleep Pretty in Pink um eine besonders weiche und geschmeidige Ausführung. Wie allgemein bekannt ist, tendieren Männer dazu sich besonders harte und kantige Objekte in ihre Körperöffnungen einzuführen. Da Steine vielen Kunden zu zerbrechlich waren, hat Hearos die "Extreme Protection Series" eingeführt. Die Blauen Pfropfen schützen das Trommelfell, können aber auch im Ernstfall spielend als 11 mm Projektile in der hauseignenen Desert Eagle .50 AE zum Einsatz kommen. So ist Man(n) für jede Lebenssituation gut gerüstet.

Eine Frau hat dagegen andere Bedürfnisse. Neben dem eleganten Design in Rosa, welches selbst ein karges Mauerblümchen bei jeder Pyjama-Party garantiert in eine Beauty Queen verwandelt, bieten Sleep Pretty in Pink natürlich auch technische Vorteile. Die Stöpsel wurden aus einem speziellen Mikrofaserschaum gefertigt, der einzig zu dem Zweck entwickelt wurde penetrante Schnarchsignale des Partners zu blockieren. Röhrende, schnorchelnde und sägende Laute werden sanft ausgeblendet, während die Frequenzbereiche frauenrelevanter Dinge--wie der Herdalarm und die schreienden Kinder--zusätzlich verstärkt werden.

Der nächste Valentinstag gehört mir!

Montag, 22. Juni 2009

Ode an den Walrossmann


Ode an den Walrossmann

Viele Monde ist es nun schon her,
Da sah ich dich nicht weit vom Meer.
Fern zeigte sich dein Anblick mir,
Wesen wundersam: halb Mensch, halb Tier.

Oh Walrossmann!

Als Bergmassiv aus Fleisch und ledern Haut,
Im Weiß des Sandes, im Schimmern der Sonne,
Erstreckt sich dein Leib so fremd und doch vertaut,
Dein Geist eine Feder, dein Körper eine Tonne.

Oh Walrossmann!

Kein eitles Menschsein macht schwer dein Haupt.
Fremd deiner Ruhe sind die Sorgen der Stadt,
Dies Kleid so fein, meine Glieder so matt.
Nur du liegst stolz, selbst wenn keine Auge schaut.

Oh Walrossmann!

Wie gern würde ich liegen hier,
In sanfter Anmut -- neben dir.

Mittwoch, 17. Juni 2009

My Home, My Castle


Jetzt weiß ich warum diese so genannten "Gated Communities" so einen schlechten Ruf genießen. Die Bewohner werden nicht selten von spontan zuschnappenden Todestoren zermalmt. Unbestätigten Schätzungen zufolge haben im letzten Jahr 76.000 New Yorker auf diese Art in den Suburbs der Metropolitain Area ihr Leben oder ihre Gliedmaßen verloren. Tragisch. Da bezahlt man hundertausende Dollar um blutdurstigen Latinogangs, toxischen Abgasen und militanten Homosexuellen zu entfliehen und bekommt sonntags von einem rostigen Metallgitter die linke Torsohälfte abgetrennt (laut Symboldbild die zu erwartende Todesart). Alles vor den Augen der Golffreunde und Kinder. Am Ende hat man letztere sogar die mörderische Anlage bedienen lassen, weil das Warnschild gerade in der Reparatur war.

Letztlich sind es nicht blitzartig zuschnappende Schreddertore die töten, sondern Kinder die zu dumm sind sie zu bedienen oder Eltern die zu langsam sind einem schleifenden Gitter mit 8 Metern Fahrtweg rechtzeitig auszuweichen. Bin ich froh, in einer Nachbarschaft zu leben in der Metalltore unter dem Todesursachen nur auf Platz 17 rangieren--gleich nach herunterfallenden Klimaanlagen, giftigen Stechrochen im Abwassersystem und dem Typen mit der verstimmten Panflöte in der Subway.

Achtung! More Action Less Tears competition of the month!
Welches ist eure liebste urbane Todesart? Der Gewinner oder die Gewinnerin bekommt eine rot-gelbe Schutzweste mit Reflexionsstreifen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr.

Montag, 15. Juni 2009

Eat Your Local Heros


Es ist wahr, in Krisenzeiten müssen wir alle unsere Opfer bringen. Nachdem bereits die sterblichen Überreste des früheren Papstes ihrer profanen Bestimmung zugeführt (und mit Coke nachgespült) wurden, ist es nun an den furchtlosen Wächtern der Stadt, den Bewohnern ihre helfende Hand (und saftige Keule) zu reichen. Ein wenig zäh hat das Sandwich schon geschmeckt, mit leicht erhöhtem Bleianteil und moralistischem Beigeschmack. Andererseits gab es Honig-Senf Soße dazu. Für $7.95 unschlagbar. Wo steckt eigentlich Robin, wenn man ihn braucht?

Samstag, 13. Juni 2009

Besser zu Fuß


In New York dauert es durchschnittlich 60 Minuten bis jemand anfängt am Schloss eines geparkten Fahrrads zu sägen. Gerde genug Zeit um die Einkäufe zu erledigen oder das Monatsgehalt beim Hütchenspieler abzugeben. Deshalb findet man immer wieder innovative Ideen zur Verbesserung der Diebstahlsicherung. In diesem Fall hat der Fahrradbesitzer geglaubt, man könne das Vehikel außer Reichweite hängen und den Dieb damit überlisten. Sicherheitshalber wurde auch das Vorderrad abmontiert. Die Idee ist gut, die Ausführung eher mangelhaft. Intelligenz und Körpergröße des Gegenspielers wurden leider unterschätzt. Im Grunde muss sich der Dieb nicht mal mehr bücken.

Sonntag, 7. Juni 2009

Happy Faces for Happy People

Stadtrat Dresden? Da fällt die Wahl nicht schwer. Schließlich geht es um Vertrauen und Kompetenz -- um Persönlichkeiten, denen man nicht nur einen Gebrauchtwagen abkaufen würde, sondern die Geschicke der Stadt anvertrauen kann. Hier sind sie also, die Gesichter der Demokratie: Werner Succolowsky und Peter Berauer (ist sogar auf Facebook).

Der eine steht für soziale Sicherheit (auch in Ostpreußen), der andere überzeugt mit reiner Sympathie. Klevere Strategie der DSU auf "Personalisierung des Wahlkampfes" zu setzen, wenn man zwei so glamouröse Zugpferde im eigenen Stall stehen hat. Da müssen sich die etablierten Parteien erstmal vor die Tür trauen, mit ihren schmucklosen Jugendlichen, Frauen und Türken.

Wäre ich momentan in meinem alten Bezirk wahlberechtigt, meine Entscheidung stünde fest. Beide erinnern mich irgendwie an meinen früheren Nachbarn, den netten Herr Kernert aus dem ersten Stock. Gelegentlich lauerte er mir am Briefkasten auf, nur um "hallo" zu sagen (ich kann mir nicht vorstellen, dass ein 78 Jähriger tatsächlich immer um die selbe Zeit wie ich Post holt). Ich erinnere mich noch an eine unserer Plaudereien als wäre es gestern gewesen: "Na, wieder diese Schmutzhefte im Briefkasten?", höre ich es hinter mir schnaufen, noch bevor ich meine Einkaufstüten aufheben kann. "Nein Herr Kernert, lassen sie sich von dem Titelbild nicht täuschen. Das ist nur der SPIEGEL. Die müssen schließlich auch Geld verdienen." Meistens gelang es Herr Kernert mich innerhalb der nächsten 30 Sekunden in ausufernde Gespräche über Zeiten zu verwickeln, die selbst er unmöglich bewusst miterlebt haben kann.

Gerade in den Wochen vor der Stadtratswahl waren die Themen klar festgelegt. Seine Meinung auch. Er fände es nicht richtig, dass wir immernoch so viel Geld an "die Neger" zahlten. Schließlich habe man zur Kolonialzeit bereits genug Gutes "da unten" getan. Vielleicht hätte ich ihm besser sagen sollen, dass sächsische Kommunen keine Entwicklungshilfe leisten. Aber seiner Entrüstung hätte das ohnehin keinen Abbruch getan. "Da bringt man den Wilden Kultur und Technik - und was ist der Dank dafür?" Ich nicke verlegen, aus Mitleid. Herr Kernerts Gesicht strahlt. "Es wäre ja später noch was mit denen und den anderen da geworden." Natürlich nur, wenn Hitler nicht den Zweifrontenkrieg riskiert hätte. "Ich habe schon immer gesagt das war ein Fehler gewesen. Genau wie das mit den Juden!", brabbelt er in seinen Schnauzer. Man hätte letztere ja auch einfach "dahin abschieben können wo sie hergekommen sind".

Zu diesem Zeitpunkt beginnen Tiefkühlpizza und Chicken Wings in den Einkaufstüten zu tropfen. Da klopft mir Herr Kernert kameradschaftlich auf die Schulter. "Sie sind in Ordnung! Anständig. Nicht wie diese linken Chaoten." Ich danke meinem Nachbarn für die warmen Worte und verabschiede mich. "Am Sonntag DSU wählen!", höre ich seine Stimme noch hinter mir im Treppenhaus hallen. Was für ein netter Herr. Vielleicht hätte ich ihn bitten sollen im Sommer meine Blumen zu gießen und die Post reinzubringen. Ich denke ihm kann man vertrauen. Gefreut hätte er sich bestimmt auch.

Mein Dank für die Fotos geht an h-master! Ich hoffe einige der Plakate werden noch hängen, wenn ich wieder da bin.

Freitag, 5. Juni 2009

Es war einmal im Märchenland Europa...

Oh Freunde, tretet näher und hört die Geschichte vom Reich das kaum ein Sterblicher zuvor betreten hat! Nach jahrelangem Studium der überlieferten Schriften, ist mir selbst kaum mehr bekannt, als der Mythos der sich um diesen fabelhaften Ort rankt: Europa ist sein Name! Erzähler mit flinker Zunge und magischer Feder reisten in entlegene Gefilde, um uns Kunde von Europa und seinen Bewohnern zu bringen. Zurück kamen sie erfüllt mit gleichermaßen Angst und Hohn. Man beschwor die rachsüchtigen Mächte der Finsternis jenseits der menschlichen Vorstellungskraft. Man spottete über das aberwitzige Land der "Melonenrüben", "Traubenkönige" und "Bananenkrümmer". Welch ein unbarmherziger Ort, an dem die süßesten Früchte zu den bittersten Heimsuchungen werden!

Dem Hofadel unserer Wahl ist die Kunde vom fernen Europa längst bekannt. Seine Legion namenloser Archivare hält die kryptischen Berichte und unmöglichen Karten der königlichen Entdecker bis heute unter Verschluss. Man munkelt die Schriften seien verflucht mit schwarzer Magie. Kaum jemand hat es bisher vermocht davon zu berichten. Um das Labyrinth der Zeichen verlassen zu können, müsse jede sterbliche Seele deren unschuldige Augen Einblick in das Innere der dämonischen Bände erhalten haben, den Rest ihres Lebens im Verließ der staubigen Blätter die 27 goldenen Schlüssel für die 27 Pforten der Unterwelt finden ... blind. Andere erzählen, jenen Wanderern, die mit den dunklen Mächten einen Pakt schlossen, wuchs das Getreide bis in den Himmel. Die Milch ihrer Kühe wurde niemals schlecht und jeder Tropfen ihres vergärten Obstes wurde auf der Zunge zu köstlichstem Wein. Doch ein ums andere mal forderte der Pakt seinen unsäglichen Preis. Die Milch wurde fettarm und der Wein lieblich. Jene die sich nicht das Leben nahmen, verloren ihren Verstand.

Lange vor unserer Zeit, erdachten die weißen Magier des Landes einen kühnen Plan, um die finsteren Mächte Europas in Schach zu halten: Alle vier Jahre entsenden die Menschen aller Ländereien ihre klügsten und tapfersten Söhne und Töchter in das Herz des finsteren Reiches. Nur sie — so die weißen Magier — hätten die Kraft und die Weisheit die 27 Geister der Unterwelt zu zähmen und ihre Zauberkunst für Gutes zu nutzen. Doch ihr Vorhaben weckte den königlichen Zorn. Wie kann ihre Majestät das Land regieren, ohne die Klugen und Tapferen? Wer soll ihre Schönheit preisen und das wertlose Stroh der Bauern zu Gold spinnen? Also bauten die Berater der Königin für die weißbärtigen Greise einen Turm aus Elfenbein, so hoch, dass kein neugieriges Ohr im Lande länger ihre Stimmen vernehmen konnte. Anstelle der Klugen und Tapferen wählte der Hofadel aus seiner Mitte jene unliebsamen Vasallen, deren ungeschickte Worte der Königin mehr schadeten als nutzten, deren Hinrichtung von Geburtswegen jedoch nicht in Frage kam.

Der Legende nach gab die Königin ihren einfältigen Vasallen feinstes Silber, edle Stoffe und seltene Gewürze mit auf den Weg, um den kosmischen Mächten der Finsternis den Schwindel schmackhaft zu machen. Manch Schandmaul behauptet sie hätten ihr Ziel nie erreicht. Bis heute überziehen gelegentlich Pest und Dürre das Land. Immer wenn sich Gift in das Wasser mischt, die Ernte verdorrt und Hunger das Volk geißelt, verfluchen die Menschen Europa und suchen Halt bei den Priestern des Landes. Ihr kühler Nektar heilt nicht nur die Wunden, sondern lindert auch den Schmerz der Seele. Im Tempel des heiligen Wassers hört man das Volk die Gläser heben und dem königlichen Abbild strahlend entgegen rufen "Freude schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium! Wir betreten feuertrunken, Himmlische, Dein Heiligtum."