Mittwoch, 29. April 2009

Erlebnisgesellschaft Revisited


Sommer 2009: Nachtrag. Der Asphalt dampft, der Himmel strahlt tiefblau--dazwischen spähen abgemagerte Geier ihre Beute aus. 475 Fernsehkanäle--auf 213 laufen Wiederholungen der ersten Buffy Staffel, die anderen gehören Scientology. Bezahlt von verzweifelten Abteilungsleitern, ziehen Flugzeuge dicht an den Scheiben der gläsernen Büropaläste vorbei, um den vor sich hinsiechenden Mitarbeitern dahinter für wenige Minuten Leben einzuhauchen.

Der spaßigste Ort der Stadt ist zu dieser Zeit--ganz recht--das neu-eröffnete Coney Island Playland! Für lächerliche $20 für Erwachsene / $15 für Kinder können sich alle jene die sich die Flucht aus der Stadt (vorzugsweise nach Disney Land) nicht leisten konnten, nach Herzenslust im kinderfreundlichen Naturreservat direkt vor der Haustür austoben. Drei preisgekrönte Landschaftsarchitekten haben nach Jahren pedantischer Planung ein Fleckchen Coney Island naturgetreu mit Hilfe verloren geglaubter Dokumente der ersten Siedler rekonstruiert. Nachgestellt wurde jener Landschaftstyp der vor Errichtung der Stadt die gesamte südliche Hälfte Brooklyns auszeichnete: die Schlammwüste.

Damit steht die neue Hauptattraktion des legendären Freizeitparks. Bürgermeister Bloomberg erklärte letzten Dienstag stolz in der New York Times: "Kaum zu glauben welch kleines Wunder das Architektenteam Kraft seiner Vorstellungskraft und rund $50 Millionen US-Dollar in nur vier Jahren realisiert hat." Der republikanische Milliardär fügte an: "Ich denke wir haben es mit diesem eindrucksvollen Beispiel Amerikanischen Fortschritts all jenen gezeigt, die gegen den Abriss des Coney Island Sozialbauprojektes waren oder ideologisch blind den baubedingten Kollaps des Abflusssystems vorhergesehen hatten."

Samstag, 25. April 2009

Madness and Civilization


Mein Facebook Newsfeed liest sich neuerdings wie der Wetterbericht: „32 Grad am Sonntag?! Das ist zu schön um wahr zu sein!“ Ein Kommilitone ist gerade „basking in Central Park“ und eine Frau die sich auf ihrem Profilbild mit einer schwarz-gestreiften Katze präsentiert, verkündet „the best season has officially started!!!1“ Kurze Zeit später treffe ich treffe eine Freundin zum Mittagessen. Es gibt Pan Thai (sehr lecker!). Ich verspüre den Drang mich über die Parallelen zwischen den vor einigen Tagen von der Obama-Administration veröffentlichten „Torture Memos“ und den verstörenden Verhörszenen in George Orwells 1984 zu echauffieren. Die Ähnlichkeiten sind frappierend. Im ersten Schritt förderten speziell ausgebildete CIA-Mitarbeiter die schlimmsten Ängste des zu verhörenden Guantanamo-Insassen zu Tage. Im zweiten Schritt wurden selige Objekte panischer Angst (sagen wir Insekten) auf subtile Weise mit der Auskunftsbereitschaft des Gefangenen verbunden.

Die braunen Augen meiner Bekannten funkeln fröhlich. Ungewöhnlich in Anbetracht unfassbarer Gräueltaten. „Ist heute nicht ein schöner Tag? Ich hoffe es wird bald noch wärmer, dann kann ich endlich wieder leichtere Schuhe anziehen.“ Zugegeben, Sandalen haben etwas erfrischendes, ungeachtet ihrer modischen Grausamkeit. Trotzdem kann ich ihre alles andere in den Schatten stellende Glückseligkeit über den unvermeidlichen Gang der Jahreszeiten nicht ganz nachvollziehen. Das Pan Thai lässt immer noch auf sich warten. Ich werde langsam ungeduldig und gereizt. „Ach, ich erinnere mich, du kannst den Sommer ja nicht leiden“, lacht sie mir entgegen. Eine glatte Lüge. „Das liegt wahrscheinlich an deiner protestantischen Lebenseinstellung. Du solltest mal wieder etwas Spaß haben!“ Ich weiß nicht über welchen Teilsatz ich mich mehr aufregen soll.

Mir platz der Kragen. „Spaß!? Reden wir hier von der gleichen Jahreszeit?! Von allen Zeiten des Jahres ist der Sommer jene in der der Spaß als erstes in der sengenden Sonne verdampft! In welcher Stadt lebst du eigentlich? Das ist New York. In wenigen Wochen werden die Temperaturen in dieser Betonwüste die 40-Grad Marke erklimmen. Die mit maximaler Feuchtigkeit getränkte Luft wird mit toxischen Abgasen verschmelzen und eine undurchdringliche Wand atemraubender Schwüle bilden. Der Müll der zahllosen Imbissbuden wird anfangen zu verrotten, bevor er überhaupt die gierigen Mäuler der auf den Fußgängerwegen lauernden Rattenlegionen erreicht. Glücklicherweise wird der alles durchdringende Gestank von den wasserfallartigen Ausdünstungen von grob geschätzt 8 Millionen auf einer schmalen Insel eingeschlossenen Menschen überdeckt werden.“ In diesem Moment erreicht mich meine Nudelpfanne.

Schmatzend, aber nicht minder bestimmt fahre ich fort: „Die beißenden UV-Strahlen der von dir so geliebten Sonne werden unausweichlich ihren Weg durch das 'Ozonloch' genannte atmosphärische Scheunentor auf deine Haut finden. Die oberen Schichten deiner Epidermis werden beginnen langsam aber stetig zu verbrennen, während dein masochistischer Körper wohlig-warme Glückshormone ausschüttet. Jene Hautzellen die nicht das Glück haben abzusterben und sich dem Schuppenregen ihrer Freunde anzuschließen, werden als Krebszellen wiedergeboren werden, wenn sie nicht bereits als Metastasen aus dem letzten Sommer damit angefangen haben im Rest deines Körpers Strandurlaub zu machen. Vielleicht schaut auch mal jemand im Gehirn vorbei, denn im Angesicht gesundheitlich bedenklicher, jedoch von der Freizeitindustrie bejubelter Temperaturen ist die Schädelmasse längst zu einem gefällig wabernden Brei geworden. Der Sommer lässt einst noble Geschöpfe zu keuchenden, schwitzenden, schwerfälligen Haufen Biomasse welken. Von der einstigen Würde des Menschen, keine Spur. Eigentlich müsste die UNO einschreiten, aber leider werden derzeit die Klimaanlagen im Tagungsgebäude gewechselt.“

Meine Bekannte schaut mich an, mit gütigem Blick. „Aber im Sommer kann man so viele schöne Dinge machen! Am Strand liegen, im Biergarten sitzen…“ Ich muss unterbrechen: „Eine andere Wahl hat man auch nicht, in Anbetracht der sozialen, politischen und medialen Wüste die sich jedes Jahr um diese Zeit zwischen dem 50. Breitengrad und dem Äquator ausbreitet! Im so genannten Fernsehen werden die lächerlich dummen Sendungen aus der Main Season durch Wiederholungen noch dümmerer Sendungen aus dem Sommerlochrepertoire ersetzt. Parlamente und Redaktionen steigen Hand-in-Hand in die Party-Bomber nach Florida, Mallorca und Thailand. Kulturelle Events die sich nicht zwischen zwei Brötchenhälften pressen lassen werden kommentarlos verschoben. Niemand kann bei 38 Grad und 2,6 Promille Pollock anschauen ohne sich dabei übergeben zu müssen.“

Ich lobe das Essen, frage nach der Rechnung und fahre nahtlos fort: „Ich sehe das Bild schon vor mir: ein typischer Sonntagnachmittag im Juli. Ich trete auf die rissige Straße. Ich bin der letzte Mensch auf diesem Planeten. An der nächsten Kreuzung sehe ich einen flüchtigen Schatten durch den gelb-schimmernden Dunst huschen--oder war es nur eine Fata Morgana, eine optische Täuschung verursacht durch die Hitze des allmählich verdunstenden Asphalts? Aus der Ferne dröhnt die leiernd-verhallte Melodie eines Eiswagens. Aber sobald ich um die Ecke gerannt komme, ist er plötzlich verschwunden. Jeder Mensch bei Verstand verlässt die Stadt, bevor er Gefahr läuft selbigen zu verlieren. Jene unglückliche Kreaturen die nicht rechtzeitig fliehen konnten streifen ziellos, am Wahnsinn nagend durch die apokalyptische Einöde, die in Reiseführern euphemistisch als 'Coney Island' bezeichnet wird (obwohl es sich eigentlich um eine Halbinsel handelt). Ihre matten, klebrigen Körper schleppen sich durch die ungewisse Leere dahin schmelzender Seitengassen, gelegentlich betäubt mit einer Kugel Langnese Mango-Vanille oder einem Schluck Coca Cola Zero Cherry, geschlürft aus einem dosenartigen Aluminiumbehältnis das vage an die glorreiche Vergangenheit einer untergegangenen Produktionsgesellschaft erinnert.

Mein Gegenüber lauscht geduldig, während ich zum finalen Schlag aushole: "Nach den mühsamen 300 Metern zwischen Subway Station und der Wasserfront brechen die letzten Widerständler keuchend und zuckend im glühenden Sand zusammen. Pflanzen und Tiere sind längst dem sengenden Inferno zum Opfer gefallen. Nur eine schäbig bemalte Plastikpalme inmitten der weißen Einöde spendet rettende Wasserspritzer. Tod und Verfall, die alles verschlingenden Kinder des Sommers, haben die letzten Stadtbewohner zur Wiege allen Lebens getrieben. Auch ich lasse mich in den endlosen Ozean der bewegungslosen Körper fallen. Während mir der gelbe Feuerball den letzten Funken meiner Lebensenergie aussaugt und die Lieder langsam über meine vertrockneten Augäpfel sinken, höre ich mich selbst aus der Ferne sprechen: Halte durch! In 3 Monaten ist alles vorbei...“

Ich atme auf. Meine Bekannte und ich stehen vor dem Eingang des Thai-Restaurants. Auf der anderen Straßenseite steckt ein dicklicher Beamter einen gelben Zettel unter den Scheibenwischer eines Jeeps der Marke GM. „Hast heute noch was vor?“, fragt sie mit verschmitzter Unschuld. „Nö, nicht wirklich“, antworte ich teilnahmslos. „Hast du Lust mit in den Park zu kommen? Der botanische Garten hat seit letztem Montag wieder geöffnet.“ Ich willige erfreut ein. Dann kann ich mir unterwegs auch gleich ein Eis am Stiel mit Doppelt-Schokolade und Karamell kaufen (sehr lecker!).

Freitag, 24. April 2009

Dear Monsters, Be Patient


Die Wirtschaftskrise zieht weite Kreise.

Dienstag, 21. April 2009

An Invitation to Dead Sociology

Das macht man also wenn man tot ist. Twittern. Pierre Bourdieu hat beispielsweise vor 7 Minuten getweeted:
Details about the late Norbert Elias's international untied-shoelace experiments were difficult to track down
Wer kennt das nicht.

Montag, 20. April 2009

Doggy Bag

Hunde, einst zähnefletschende Raubtiere, haben sich dem modernen Leben ihrer Domestizierer angepasst. Ihr Lebensraum: die Handtasche wohlparfümierter fashion-victims. Doch nun sehen sich die mittlerweile bis zur evolutionären Unkenntlichkeit gestraften Tiere mit einem neuen Eindringling konfrontiert: der Hund-gewordenen Handtasche.
Tierschützer befürchten, dass die aus Bangladesh eingeführte Spezies verheerende Auswirkungen auf die lokale Handtaschenhunde-Population haben könnte. Eine seltene Mutation (Reißverschluss auf der Rückenseite und Mangel an inneren Organen) hat die tragbaren Lebensbegleiter auf die Alltagserfordernisse ihrer Besitzer perfekt abgestimmt. Die weniger angepassten "konventionellen Hunde" werden, so vermuten Umweltexperten, bereits in wenigen Jahren aus ihrem Marktsegment Lebensraum verdrängt worden sein.

Die einzige Hoffnung gemeiner Kreaturen wie dem Mops oder Chihuahua besteht in der Ausbreitung in andere Umweltnischen oder der Symbiose mit den zuweilen etwas leblos wirkenden Artverwandten. Postings bisheriger Sichtungen sind erwünscht.

Freitag, 17. April 2009

Truthiness at Last!


Jon Stewart und Stephen Colbert in einer Woche. Was soll jetzt noch kommen?

Bleibt nur die Frage nach dem direkten Vergleich: wer von beiden hat den längeren Schreibtisch? Beide Shows nehmen sich auf dem Bildschirm nicht viel. Beide Comedians sind fanatische, über-professionelle Perfektionisten. Während Colbert jedoch auch hinter der Kamera den Zuschauern einheizt und zu Späßen mit der Crew aufgelegt ist, könnte Stewart mit seiner Mimik mühelos ein Pokergame gewinnen.

Jon besticht durch ironische Distanz und kritischen Biss. Colbert möchte man am liebsten mit nach hause nehmen. Zum ersten Mal wurde mir wirklich bewusst warum Mr. Handsome fast jede Show gegen Homosexuelle wettern muss ("number one threat to the country").

Außerdem sollte Stewart endlich aus seinem linksliberalen Dornröschenschlaf erwachen. The storm is coming...

The Colbert ReportMon - Thurs 11:30pm / 10:30c
The Colbert Coalition's Anti-Gay Marriage Ad
colbertnation.com

Der Rest (man achte auf suspekte Gestalten im Publikum).

Mittwoch, 15. April 2009

Moment of Zen

Da schaffe ich es schon mal in Jon Stewarts Stube - und wer schaut vorbei? Ein kontroverser Polit-Schaumschläger oder B-Promi (Ben Affleck kommt übermorgen)? Nein. Ron Darling, Ex-Spieler der New York Mets, tronte stoisch auf dem Bürostuhl auf der anderen Seite des Interview-Tisches. Nebenbei hat er etwas von Baseball erzählt. Dabei müsste er zuhause sitzen und schmollen. Das erste Spiel im neuen Stadion: gnadenlos vergeigt. Wieso muss mir das immer passieren? Aber bin versöhnlich gestimmt. Wer kann diesem Gesicht schon etwas übel nehmen?

The Daily Show With Jon StewartM - Th 11p / 10c
Road to the Doghouse - Bo Obama
thedailyshow.com

Der Rest.

Freitag, 10. April 2009

Die Ewige Wiederkehr des Gleichen

Da bleibe ich einmal Morgens zuhause im Bett und verpasse die Revolution. Das ist eine dieser tragischen Geschichten die nie erzählt werden. Ähnlich wie mir erging es schon Vasili Leanowicz, der heute vollkommen unbekannten rechten Hand Lenins. Am Vorabend der Oktoberrevolution 1917 saß der charismatische Anarchist der ersten Stunde bis in die frühen Morgenstunden nervös vor dem Fernseher, wurde beim ersten Morgengrauen auf der Couch vom Sandmann überwältigt und stellte am darauf folgenden Nachmittag mit Entsetzen fest bereits im realen Utopia angekommen zu sein. Geschichte wiederholt sich.





Donnerstag, 9. April 2009

Maspeth, the Meaning of Pain?

Was passiert wenn man sich den Zorn von UPS einhandelt? Wie schon andere kafkaeske Mächte zuvor versteht es die weltweit größte Transportfirma ihre Kunden an unwirtlichen Orten zu unmenschlichen Zeiten absurde Dinge tun zu lassen, wenn man es wagt gegen der Funktionsweise der großen Maschine Widerstand zu leisten. Die Maschine ist in diesem Fall der New Yorker Auslieferungsdienst für Privatkunden und Widerstand bedeutet drei Mal den Lieferboten nicht empfangen zu haben. Er hätte wenigstens klingeln können.

Einmal in die Kategorie der Endabnehmer-Delinquenz hineingeraten, gibt es nur einen Weg die Gunst des freundlichen Konzerns mit dem verdächtig braunen Logo zurückzugewinnen: die Pilgerfahrt ans andere Ende der Welt--für den New Yorker: Long Island/Queens. Die zentrale Abfertigungsstelle des Bezirks New York liegt in Maspeth, NY, einem Ort über dessen Erreichbarkeit man sich erst in obskuren Internetforen informieren muss. Ich erwähnte den Ort gegenüber Einheimischen, erntete jedoch entweder dumpfe, fragende Blicke oder bitter schallendes Gelächter. Schwer zu sagen was davon beunruhigender war.

Ein kauziger Busfahrer nimmt mich von der Endhaltestelle des M-Trains mit zu meinem Ziel. Auf dem Weg sehe ich Amerika, geräumige Einfamilienhäuser neben traditionalen Queens-styled Mehrfamilienhäusern. Dazwischen Autos und Vorgärten. Sonst nichts. Schnell wird aus den Subprime Mortgage Domizilen eine endlose Industriehallenlandschaft. Ich steige neben einem Diner aus das mich gleich an drei Serienkillerfilme und eine ARD-Doku über den "American Decline" erinnert. Um mich herum erstrecken sich nichts als Beton und gähnende Leere.

Ich erinnerte mich an meine Mission und den Hinweis in einem der Foren doch möglichst eine Karte oder ein GPS-Gerät mitzunehmen. Letztlich führt mich die Spur eines UPS-Wagens zu einem gigantischen grau-braunen Kasten, einer umzäunten Lagerhalle vor der normalerweise Wachhunde und Selbstschussanlagen lauern. Das zerkratze Schild mit der Aufschrift "Customer Center" wirkt eher wie eine Falle. In der surreal dimensionierten Eingangshalle warten 5 untätige Mitarbeiter hinter einem langen Metalltresen. Im Hintergrund plätschert eine Jessica Simpson Ballade. Ein Schild weist darauf hin, dass hier Päckchen aufgegeben werden können. Den ausdruckslosen Gesichtern zufolge, wird jeder Kunde der tatsächlich etwas aufgeben will, einen kollektiven Herzinfarkt auslösen. Ich gehe einer Tür weiter und betrete die Lagerhalle, an dessen Eingang ein weiterer Tresen und ein kleiner Wartebereich eingerichtet sind.

"What can I do for you, sir?" In den Augen des Schaltermenschen flackert Angst auf. Werde ich ihn anbrüllen, ihm die Faust ins Gesicht rammen, für das Leider das mir bisher angetan wurde? Mitleid überwältigt mich und ich lege artig meinen Benachrichtigungsbeleg vor. Der Mann mit dem Dreitagebart und den kleinen Knopfaugen scheint verwirrt. Meine Daten werden umgehend abgerufen. "Bitte warten sie dort drüben." Seine Hand deutet auf eine Gruppe von Stühlen. Darauf sitzend, Menschen, jung und alt, gerade dabei unter ihren Jacken die Messer zu polieren--manche nicht nur sprichwörtlich. Eine ältere schwarze Frau erzählt mir über die Dreistigkeit von UPS sie hier raus zu bestellen und dann auch noch 15 Minuten warten zu lassen. Die anderen drei starrten gelangweilt und verbittert ins Leere. Nur ein Mann mittleren Alters mit Schnauzbart und Adidas-Hose grinst in sich hinein. Angst steigt in mir auf. Ich reiße dem UPS Mitarbeit das Päckchen aus der Hand und stürme ins Freie.

Auf der fußgängerwegfreien Straße zur Bushaltestelle frage ich mich wie häufig es hier wohl zu Amokläufen kommt. Meine gesamt Wut wurde aufgelöst in Sympathie für jene Menschen die dort täglich arbeiten. Ob die Obrigkeit Schwererziehbare hierher vermittelt um ihren Willen zu brechen? Vielleicht ist aber auch alles nur eine neue, abgefahrene Game-Show. Eines dieser Formate bei denen Menschen sich allerlei körperlichen und seelischen Belastungen aussetzen müssen, um am Ende mit einem großen Dollar-bedruckten Geldsack nach Hause gehen zu können. Hoffentlich.