Dienstag, 31. März 2009

Sacrilicious

Irgendwas an diesem Schaufenster erregte meinen Verdacht. Leider bin ich der polnischen Sprache nicht mächtig, aber es gibt ja nur eine beschränkte Anzahl an Erklärungsmöglichkeiten was Papst Johannes Paul II. mit dem Slogan "Hot Food to Go!" verbindet.

Einge Theorien:

1. Der Papst hat hier vor seinem Tod des öfteren diniert und diesem kulinarischen Himmel auf Erden seinen Segen erteilt. --- Sehr unwahrscheinlich. Nicht nur hat hier der Kaffee geschmeckt wie aufgekochte Blumenerde, die Preise für diese Nachbarschaft waren auch viel zu hoch und überhaupt hat der Papst sicher sein eigenes "Deli" Bistro im Schlafzimmer. Wenn Tommy Lee sein eigenes Starbucks im Haus hat, dann hat der Papst seinen eigenen Deli.

2. Das Essen hier wird vom Papst serviert/gesegnet und ist deswegen immer heiß und besonders schmackhaft. --- Auch sehr unwahrscheinlich. Johannes Paul II ist doch schon längst tot! Das wäre den Anwohnern doch aufgefallen, wenn im Schaufenster mit etwas geworben werden würde das gar nicht stimmt. Vor allem weil hier doch so viele polnische Einwanderer leben. Nein, nein, es muss etwas anderes sein.

3. Der heilige Leib des Papstes selbst wird hier zum Verzehr angeboten. --- Das muss es sein! Nicht nur ist der Papst verstorben und daher nicht mehr in der Lage sich selbst zu verteidigen. Vielmehr heißt es auch in der Bibel "das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird“ (O-Ton Jesus), neben "schmecke deinen Nächsten". Was für ein skandalöser Fund! Und niemand außer mir hat es bemerkt. Johannes Paul II. war ein Papst des Volkes. Es wird den Vatikan nicht sonderlich erfreuen zu sehen wie eine kleine polnische Gemeinde in Ridgewood, NY sein delikates Andenken für sich allein beansprucht!

Freitag, 20. März 2009

A Perfect Day To Chase Tornados

Der moderne Mensch--mit seinem Lebensraum zwischen klimatisiertem Einfamilienhaus, klimatisiertem Auto, klimatisiertem Bürogebäude und klimatisiertem Department Store--mag nur noch selten den Kontakt mit der so genannten "Natur" pflegen. Sie meldet sich ja auch nur wenn sie was will.

Allerdings bedeutet dieses Dasein nicht Isolation vom anmutigen Spiel der Naturkräfte. Im Gegenteil, die Wirtschaft selbst ist längst so weit zu wissen was draußen als nächstes passiert, vielleicht sogar bevor die Natur es selbst weiß. Der "umweltbewusste" Unternehmer von heute hat sich auf die wechselnden Gegebenheiten eingestellt und gut daran verdient.

Von dieser prophetischen Macht profitiert die ganze Menschheit. Ich weiß dass es regnen wird, wenn vor meiner Haustür Regenschirme verkauft werden. Je nach Preis kann ich ablesen wie stark der Regen sein wird. Wenn die großen 20 Liter Wassertanks und survival-sized Dosen Mais im Eingangsbereich meines Supermarktes stehen, ist es Zeit die Wäsche reinzuholen. Ähnlich verhält es sich mit den Jahreszeiten. Wenn die unterbezahlten Regalpacker die ersten Lebkuchen stapeln, weiß ich: der Sommer ist bald vorbei.

Nicht anders ist es im Fall des Osterfestes:
Damit ist es amtlich. Das Ende des Winters naht. Es muss so sein, denn während Meterologen und Vögel regelmäßig daneben liegen und nach zu zeitiger Rückkehr aus südlichen Gefilden überraschend erfrieren, müssen es die Hersteller von Plüschhasen, Bermudashorts und Einweggrillgestellen besser wissen. Seit hunderten Jahren im Geschäft, wissen sie wie die Welt tickt. Oder die Natur richtet sich mittlerweile nach ihnen und verdient heimlich mit.

Mittwoch, 18. März 2009

Winter Wonder Land


Ich habe es gestern tatsächlich mal zu einem NHL Game geschafft. Im opulenten Prudential Center. Gespielt haben die New Jersey Devils gegen die Chicago Blackhawks. Wir (New Jersey) haben natürlich gewonnen. Gewalt gab es zum Glück auch.


Leider musste aus Kostengründen die Nationalhymne von den Zuschauern selbst gesungen werden.


Kaum ging das Spiel los...


lagen die Devils auch schon in Führung...


was die 99% Devils Fans im Stadion durchaus zu schätzen wussten. Ich war ja insgeheim für die Blackhawks. Aus Mitleid.


Geknuddelt wurde natürlich auch...


nach dem 3:2 Sieg allerdings nur noch bei den Devils.


Die Fans waren aus dem Häuschen. Aber der Star des Abends...


war natürlich das Tornetz der Devils, das tapfer bis zur letzten Minute mit überragendem Einsatz für seine Menschaft gekämpft hatte.


Hmmm...

Die ganze Show.

Montag, 16. März 2009

Take the Money and Run



Ah, spring break! Die ideale Gelegenheit endlich meine Steuererklärung Steuererklärung Steuererklärung zu machen . Ganz recht, nur weil man kein Resident ist und keinerlei Einkommen in den USA hat, bedeutet das noch lange nicht, dass man den freundlichen Bürokraten des Federal Government entkommen kann.

Allerdings weiß ich nicht genau für wen ich in den Formularen die ganzen Nullen (baut übrigens ungemein auf) überhaupt eintrage. Wer bekommt denn nun meine nicht existenten Steuergelder? Der Bundesstaat? Der Staat New York? Die Stadt? Die lokale Verwaltung? Die UNO? Nein, die bestimmt nicht. Eines steht fest, das Amerikanische Steuerrecht ist--im Gegensatz zu dem was oft in Deutschland behauptet wird--nicht wirklich simpler.

Ich bin gespannt ob ich etwas zurück bekomme.

Samstag, 14. März 2009

Archäologie des Nichtstuns

Ich habe beim Googeln nach Praktikumsstellen zufällig einen (schon etwas älteren) Beitrag in einem Deutschen Soziologie-Forum gefunden.

Bianca, eine junge Studentin, stellt die berechtigte Frage: Sind Soziologen faule Säcke? Sie schreibt verwundert über die Beobachtungen die sie an ihrer Hochschule gemacht hat:

Also bei uns an der Uni fangen alle Soziologie-Veranstaltungen frühestens 10 Uhr an, meistens aber erst 12 oder 14 Uhr. Außerdem ist Freitags grundsätzlich nichts.
Was?! Das ist ja unerhört! Es gibt schon Veranstaltungen die vor 14 Uhr anfangen? Das werde ich umgehend der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) melden. Wozu hat die Deutsche Gewerkschaft der Soziologen 1968 mühsam die Bevölkerung überzeugen müssen mit den faschistischen Vorlesungszeiten der Vergangenheit zu brechen und endlich den Traum von der ganzheitlichen Menschwerdung zu Träumen (im Bett, versteht sich)? Übrigens, meine Liebe, du solltest besser recherchieren. Nicht nur Freitags, sondern auch Montags ist an den meisten Instituten "grundsätzlich nichts".
Und dann muß man pro Semester nur ca. 3 Scheine machen - was oft nur eine Klausur oder ein Referat (ganz selten auch Hausarbeit) bedeutet.
So weit kommt's noch! Ich kenne Leute die haben seit 2 Semestern keine Scheine gemacht (zumindest im Magister). Das nennt sich "kreative Selbstentfaltung". Wenn am so genannten "Ende des Studiums"--statistisch betrachtet im 14. Semester--noch Scheine fehlen werden einfach Hausarbeiten zu irgendwelchen Veranstaltungen die man vor 3 Jahren nicht besucht hat "nachgereicht". Anwesenheit zu prüfen würde bei einer Betreuungsrelation von 1:800 allein schon das durchschnittliche Deutsche Soziologie-Institut zu 150% überlasten. Von der "Korrektur" der Arbeiten (alle im "Seminar" bekommen eine 1.0) ganz zu schweigen.
In den Semesterferien sind am Anfang noch zwei Prüfungen und dann hat man frei.
Was denn für Prüfungen? Da muss ich Rücksprache halten.
So geht man dann ganz locker durchs Studium. [meine Hervorhebung]
Hmm... von der Seite habe ich das noch gar nicht gesehen. Ich dachte den Weg des geringsten Widerstandes zu finden sei die Herausforderung am Studium.
Wenn ich mir da die Mediziner oder Juristen angucke, die ackern Mo-Fr 8-18 Uhr, in den Semesterferien müssen die wie die bekloppten lernen.
Deswegen würde ich bei mir niemals einen Soziologen eine Operation am offenen Herzen durchführen lassen oder bei meinem nächsten Flug nach Deutschland im Cockpit sitzen lassen.
Kann es sein, dass das Soziologie-Studium zu lasch ist?
Öhmm... Wenn du so fragst... nun... das klingt fast als wäre das was Schlechtes! Im Grunde hast du natürlich recht. Aber als guter Soziologe argumentiere ich des interdisziplinären Austauschs willen gerne gegen das Offensichtliche an.

Liebe Bianca,

1. Eine kleine Anmerkung zu deinem Beitrag: Im Soziologiestudium lernt man der deutschen Sprache Herr zu werden, was dem Diplomsoziologen nach langer und schmerzhafter Ausbildungszeit Überschriften wie "Soziologen faule Säche" erspart. Sicher, Rechtschreibung korrigiert Word fast automatisch. Prädikate sollte man für seine Sätze allerdings schon selbst finden.

2. Im Soziolgiestudium lernt man empirische Daten zu sammeln bevor man zur Schlussfolgerung schreitet. Mit anderen Worten, der Sozilologe sollte mit zumindest einer betroffenen Person gesprochen haben bevor er oder sie Theorien aufstellt. Es soll auch Befragungen mit größerer Fallzahl geben, aber dafür braucht man Statistik. In jedem Fall erspart dieses Vorgehen unzulängliche Vergleiche mit Studiengängen die nicht pro Woche 3-5 theoretische Klassiker im Volltext studieren müssen.

3. Anders als bei Medizinern qualifiziert ein Diplom in Soziologie bestenfalls zum Schreiben ausgefeilter ALG II-Anträge und muss daher durch den Erwerb diverser Zusatzqualifikationen ergänzt werden. Im Grunde zählen in den Sozialwissenschaften nicht das Papier auf dem das Diplom gedruckt ist oder welche Noten drauf stehen, sondern was der Absolvent an kulturellem und sozialem Kapital angesammelt hat. Davon ist in miefigen Vorlesungssälen "Mo-Fr" zwischen "8-18 Uhr" gemeinhin recht wenig zu finden.

Im übrigen kommen eh nur knapp 20% der Studierenden bis zum Abschluss. Die meisten anderen entscheiden sich dann doch für Jura oder BWL.

Freitag, 13. März 2009

My Weakness

24.000?! Jetzt weiß ich wo in den letzten Jahren meine Freizeit hin ist.

Donnerstag, 12. März 2009

Lieber Winter,

Noch vor wenigen Tagen hast du uns fest im Griff gehabt. Den Montag durften wir uns noch die Bettdecke mit spätem Frühstück bekleckern und Nachmittags kleine Kinder mit Schnee einseifen. So viele Wonnen hast du uns dieses Jahr gebracht, doch nun ... nun bist du fort.

Wie konntest du nur! Wie sollen wir den Rest des Jahres nur ohne dich überstehen?

Wo sollen Hunde jetzt in der Betonwüste New Yorks ihre Notdurft verrichten?


Wie soll Unterwäsche richtig weiß werden, wenn nicht im Schneesturm?


Wo sollen junge Menschen ihre Stimme erheben? Im Internet etwa?


Bald wird die Möwe von Millionen sonnenanbetenden Strandsüchtigen aus ihrem natürlichen Lebensraum auf Coney Island vertrieben werden.


Die aktuelle Wintermode wird plötzlich verdächtig...

Lieber Winter, versprich dass du wieder kommst!

Donnerstag, 5. März 2009

New School for Social Research und Angela Merkels Kampf für die Freiheit


Foto: dpa.


Die New School for Social Research hat Angela Merkel for einigen Tagen die Ehrendoktorwürde für einen bislang zu wenig gewürdigten Aspekt ihres Engagements verliehen. Ihr Verdienst ist es im Osten gelebt zu haben.

Kurze Rückblende: die früher "University in Exile" genannte New Yorker Bildungseinrichtung nahm 1933 zahlreiche Europäische intellektuelle Flüchtlinge wie Claude Lévi-Strauss, Hannah Arendt und Erich Fromm auf. Sie und andere fanden einen sicheren Hafen vor der Verfolgung durch Nazideutschland. Ein einflussreiches Bollwerk Europäischen Denkens auf dem Amerikanischen Kontinent war geschaffen. Auch wenn sich der ehemals links-elitistische Zirkel zur umfassenden Universität im Amerikanischen Stil gewandelt hat, hält die New School ihre Erbe--kritisch, unorthodox, international--auch heute noch gerne hoch.

Was könnte es da passenderes geben als zur Feier des 75-jährigen Bestehens Bundeskanzlerin Angela Merkel zu ehren und das Band zum alten Europa zu erneuern. Merkel und die University in Exile haben schließlich vieles gemeinsam.

Die Exilintellektuellen fanden sich 1933 sich plötzlich als Verfolgte in einem autoritären Regime wieder - sie mussten fliehen. Merkel erwachte im ähnlich repressiven System der DDR und ... blieb zuhause.

Die Exilintellektuellen wurden aufgrund ihrer kritischen Haltung und jüdischen Herkunft ihrer akademischen Positionen enthoben. Merkel machte Karriere in theoretischer Physik.

Die Exilintellektuellen mussten im Widerstand um ihr Leben fürchten. Vielen drohte die Vergasung im KZ. Merkel hat zumindest kritisch zugesehen als unliebsame Zeitgenossen abgeholt wurden.

Die Exilintellekutellen nutzten ihre Erfahrungen im Nationalsozialismus um gesellschaftskritische Positionen zu entwickeln. Sie kämpften gegen Monokulturalismus, Nationalismus und Kapitalismus. Merkel trat nach der Wiedervereinigung in die CDU ein.

Die Geschichte der University in Exile ist ein eindrucksvolles Beispiel für den Glauben an die Kraft der Freiheit. Die Vereinigten Staaten von Amerika stehen wie kaum ein anderes Land auf der Welt genau dafür. In Deutschland haben wir nach dem Zivilisationsbruch der Shoa und, in einer anderen Weise, auch der SED-Diktatur in der DDR in besonderem Maße erfahren, wie wertvoll Freiheit, Menschenwürde und Demokratie sind. (Merkel)
Darauf kann man sich einigen. Schließlich sind Merkel und die jüdischen Exilanten von einem Schlag. Quasi gemeinsam sind sie durch das Fegefeuer von Unterdrückung und Entwürdigung gegangen. So war das damals.

Vielleicht sollte ich gegenüber der Universitätsleitung erwähnen, dass auch ich meine frühen Jahre im Widerstand gegen Erich verbracht habe. Hätte ich damals meine Fahrerlaubnis gehabt, wäre ich ganz sicher geflohen. Überhaupt soll ich schon als Kind in meiner unschuldigen Naivität öffentlich Regimekritik geäußert haben - vor allem im Hinblick auf die lustige Stimme des Parteidespoten.

So ein Ehrendoktortitel würde Zeit und Geld sparen. Merkel hat doch eh schon einen. Vielleicht lässt sich mit Bob Kerry noch verhandeln?

Montag, 2. März 2009

White Apocalypse

Was haben immer alle nur?

A heavy snowstorm blanketed the Northeast Monday morning, forcing the
cancellation of hundreds of flights and the closure of thousands of
schools as the region braced for as much as a foot of snow.

Da schneit es etwas mehr als sonst und schon kollabiert die Stadt unter der Last der perfiden Flockenlast? Alle Bildungseinrichtungen sind geschlossen. Fast so als wäre das Selbstverständlich. Wie soll der Schnee denn ernsthaft mit den Lehrveranstaltungen interferieren? Wahrscheinlich ist das Subway-System zusammen gebrochen.
Most city subways were operating on or close to schedule.
Nein? Aber vermutlich ist überirdisch die Hölle los, weil niemand mit einem Schneesturm im März gerechnet hatte.
Because salting the roads is the first defense in these scenarios, [the Department of Sanitation’s deputy commissioner for public information and community affairs] said the city was prepared to dip into 130,000 tons of rock salt on reserve. “I think the city is very, very prepared to deal with it."
Hm... also warum die Panik? Warum dürfen Schüler nicht den Weg zur Schule antreten? Was soll passieren? Der Wind reißt das Fenster auf und durch den Unterdruck werden alle Schüler nach draußen in die Kälte gesaugt? Die Schneeflocken auf den Schultern drücken die lieben Kleinen zu Boden - Folge Erfrierungstod? Die unbeliebten Kinder werden so sehr eingeseift dass sie die Straße nicht mehr sehen und verwirrt von der Brücke stürzen?
Alternate-side parking has been suspended for Monday.
OK, ich bin überzeugt. Die Lage muss wirklich ernst sein. Am besten ich verlasse zur Sicherheit für die nächsten 4 Wochen nicht das Haus.