Erlebnisgesellschaft Revisited
Sommer 2009: Nachtrag. Der Asphalt dampft, der Himmel strahlt tiefblau--dazwischen spähen abgemagerte Geier ihre Beute aus. 475 Fernsehkanäle--auf 213 laufen Wiederholungen der ersten Buffy Staffel, die anderen gehören Scientology. Bezahlt von verzweifelten Abteilungsleitern, ziehen Flugzeuge dicht an den Scheiben der gläsernen Büropaläste vorbei, um den vor sich hinsiechenden Mitarbeitern dahinter für wenige Minuten Leben einzuhauchen.
Der spaßigste Ort der Stadt ist zu dieser Zeit--ganz recht--das neu-eröffnete Coney Island Playland! Für lächerliche $20 für Erwachsene / $15 für Kinder können sich alle jene die sich die Flucht aus der Stadt (vorzugsweise nach Disney Land) nicht leisten konnten, nach Herzenslust im kinderfreundlichen Naturreservat direkt vor der Haustür austoben. Drei preisgekrönte Landschaftsarchitekten haben nach Jahren pedantischer Planung ein Fleckchen Coney Island naturgetreu mit Hilfe verloren geglaubter Dokumente der ersten Siedler rekonstruiert. Nachgestellt wurde jener Landschaftstyp der vor Errichtung der Stadt die gesamte südliche Hälfte Brooklyns auszeichnete: die Schlammwüste.
Damit steht die neue Hauptattraktion des legendären Freizeitparks. Bürgermeister Bloomberg erklärte letzten Dienstag stolz in der New York Times: "Kaum zu glauben welch kleines Wunder das Architektenteam Kraft seiner Vorstellungskraft und rund $50 Millionen US-Dollar in nur vier Jahren realisiert hat." Der republikanische Milliardär fügte an: "Ich denke wir haben es mit diesem eindrucksvollen Beispiel Amerikanischen Fortschritts all jenen gezeigt, die gegen den Abriss des Coney Island Sozialbauprojektes waren oder ideologisch blind den baubedingten Kollaps des Abflusssystems vorhergesehen hatten."
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