One Step More and You Die
Das Verhalten der New Yorker Fußgänger zeugt von Größenwahn und Verachtung der eigenen Gesundheit. Wie selbstverständlich riskieren sie jeden Morgen beim Überqueren achtspuriger City-Highways bei Rot ihr Leben und den Kasko-Bonus unzähliger Pendler. Niemand nimmt es ihnen übel. Im Gegenteil: Autofahrer die einem Rotläufer den Weg kreuzen haben vor Gericht nicht selten das Nachsehen. Die Metropole am Hudson ist die einzige Stadt der Welt, in der verarmte Migranten hinter dem (Taxi-)Steuer sitzen und Banker ihnen vor die Kühlerhaube laufen. Dieser anarchischen Macht der Fußgänger wurde nun endlich seitens der Stadtverwaltung mit leicht modifizierten Ampelsymbolen Rechnung getragen.
Deutsche Touristen tun sich allerdings noch schwer mit den neuen Lichtzeichen. In Deutschland würden laut aktueller Umfrage zwar 29 Prozent der Menschen einem blinden Obdachlosen seinen Geldbecher entreißen, solange es kein anderer sieht, jedoch stehen die selben Gestalten in einer brandenburgischen Kleinstadt nachts für 20 Minuten an einer kaputten Fußgängerampel. Am Ende entschließen sie sich meist die "schwierige Kreuzung" besser über die Altstadt zu umlaufen. Denn: mit der Autorität der Autofahrer und den Ampeln, ihren getreuen Vasallen, spaßt der Deutsche nicht. Begrüßenswert wäre ein ähnlicher Vorstoß wie in New York, nur mit Ampelsymbolen die der nationalen Verkehrskultur angemessen sind. Bisher diskutierte Vorschläge für "Rot" sind: eine Pickelhaube, die nahende Faust eines Polizeibeamten (hohe Auflösung erforderlich) oder eine schlichte Leuchtschrift mit bewährtem Text.