Samstag, 30. Mai 2009

Finally Master ... of Procrastination

Es ist amtlich: ich habe etwas getan das in dieser Gesellschaft als Leistung durchgeht. Ich darf mich nun offiziell "Meister" nennen. Früher haben die Leute ihren "Meister" in Automechanik oder im Brötchenbacken bekommen. Andere Meister hatten lange Bärte und konnten die 12 besten Krieger des Reiches in 30 Sekunden ausschalten ohne sie vorher den Boden berühren zu lassen. Ich bin nun Meister der Soziologie und kann weder Keilriemen wechseln noch "die tanzende Klapperschlange" gegen meine Feinde einsetzen. Was es nun genau ist das ich gelernt habe weiß ich nicht. Es wurde mir nicht beigebracht. Das einzige was mir meine alten Meister auf den Weg gegeben haben waren die Worte "ich hoffe du hast Verwandte in der Wirtschaft".

Bereits nach kurzer Lektüre der aktuellen Stellenanzeigen wird eines klar: junge Menschen mit höheren Bildungsabschlüssen sind in der Wirtschaft äußerst unbeliebt. Personalleiter zählen sie zu der gleichen Gruppe von Versagern wie den Rest, nur mit höheren Gehaltsforderungen und der Erwartung mit Respekt behandelt zu werden. Manche Bewerbungsratgeber legen nahe, das Studium möglichst unerwähnt zu lassen und stattdessen bisherige Arbeitserfahrungen hervorzuheben. Ich frage mich, welcher Teil davon gemeint sein könnte: das Kaffeekochen am Institut, die Arbeit für das Callcenter dessen Betreiber mittlerweile in 7 europäischen Ländern polizeilich gesucht wird oder das Training im Bildungscamp der Junganarchisten. Vielleicht hätte ich bessere Chancen auf dem Jobmarkt, wenn ich mein Diplom verbrenne und mir von einem Dunkin‘ Donuts Filialleiter ein falsches Arbeitszeugnis für die letzten 5 Jahre ausstellen lasse.

So verlockend dieser Gedanke erscheint, eine Sache würde mir dann abhanden kommen: der Respekt meiner amerikanischen Mitmenschen. Ich war erstaunt und überwältigt zu erfahren welchen Stellenwert Bildungsabschlüsse in diesem Land genießen. Jeder dem gegenüber ich die langweilige Graduierungsfeier erwähne, übergießt mich mit warmen Glückwünschen. Fast bekommt man das Gefühl, die letzten 5 Jahre seines Lebens unter finanziellen und menschlichen Entbehrungen nicht sinnlos vertan zu haben. Ganz anders in Deutschland. Wer beim Prüfungsamt mit zitternder Hand die mühsam gesammelten Scheine der finster starrenden Sachbearbeiterin entgegen streckt, bekommt meist nicht mehr zurück als ein frostiges "Was haben sie so lange gebraucht?" oder "Der Stempel auf diesem Formular ist zu blass, wenden sie sich an ihr Institut".

Beim nächsten Familientreffen sieht es nicht anders aus: Während in den USA die Eltern extra vom Guerilliakampf aus Venezuela einfliegen, nur um in Tränen zu sehen wie ihrem Töchterchen das Diplom überreicht wird, hört der erfolgreiche Absolvent in deutschen Landen eher Ermutigungen wie "Was!? Ich dachte du bist schon seit 2 Jahren fertig!" oder "Prima, dann brauchen wir dir für diesen Monat keinen Unterhalt zahlen!" Allerdings habe ich hier in den USA einen Verdacht. Die Banken welche den hiesigen Studenten Kredite im fünfstelligen Bereich gewähren, haben Eltern und Bekannte auch gleich vertraglich dazu verpflichtet stolz auf ihre Sprösslinge zu sein. Wenigstens eine Sache die in der derzeitigen Wirtschaft reibungslos funktioniert.

Dienstag, 19. Mai 2009

A Simple Process of Elimination?

Manchmal klopft meine kreative Vergangenheit an der Tür und ich weiß nicht ob ich aufmachen soll. Ich entstaube gerade meinen alten Amazon.de Account. Da ist mir aufgefallen, dass ich ich vor vielen Jahren eine ganze Reihe Rezensionen über allerhand Plunder aus Papier und Plastik verfasst hatte. Texte die vollkommen von meinem Radar verschwunden waren und mir nun unvermittelt ins Gesicht grinsen. Mein erster Gedanke: sofort löschen. Sollte einer diese Stalker aus den Personalabteilungen Deutscher Unternehmen gut genug sein diese halbgaren Kreationen eines pubertären Musiknazis aufzuspüren bin ich geliefert!

Dann musste ich jedoch feststellen, dass einige der Rezensionen von einer erschreckenden Anzahl von Leuten als "hilfreich" eingestuft wurden. Wenn diese Texte anderen Leuten tatsächlich von Nutzen sind, kann ich ihre Existenz dann ohne weiteres auslöschen? Gehören sie mir überhaupt noch oder haben sie über die Jahre heimlich ein eigenes Leben entwickelt? Nicht dass wir uns hier falsch verstehen. Die Allgemeinheit wird nach anfänglicher Lähmung über den Verlust dieser Kritiken hinwegkommen. Aber irgendwie sind Texte auch wie Kinder. Diese unerwartete Wiedervereinigung erinnert mich an unzählige Eskapaden mit diversen Zeitungen und Onlinemedien von denen ich auch schon lange nichts mehr gehört habe. Was wenn die plötzlich alle vor meiner Tür stehen und Unterhalt einfordern?

Was der genetische Vaterschaftstest für Welt der Geschäftsreisenden, sind Internetdatenbanken für Leute die viel zu früh angefangen haben ihre verbalen Sprösslinge unbedacht in die Welt zu entlassen. Dabei kann ich froh sein, meine politische Meinung damals weitestgehend für mich behalten zu haben. Was da an meinem Hosenbein zerrt ist höchstens drollig, vielleicht etwas ungelenkt und--nunja--weist auf übermäßigen Alkoholkonsum vor der Geburt hin. Aber gleich umbringen? Ich glaube ich behalte die Kleinen als Andenken.

Sonntag, 17. Mai 2009

Electric Wizard


Vor kurzem in der Subway: Da sage nochmal jemand Violine spielen sei nicht Metal (der Griff!). Wer den Song errät bekommt ein Solo.

Mittwoch, 13. Mai 2009

Return to Thunder Mountain


Der Sommer hat auch sein gutes. Nachdem ich mich vermehrt über diese Jahreszeit entrüstet habe, muss ich zugeben, dass man viele Dinge am besten bei sonnigem Wetter macht. Rumballern, zum Beispiel. Zugegeben, der Staat New York stellt sich mit Schusswaffen etwas weinerlich an. Was würden wir da ohne den netten Nachbarn westlich des Hudson River tun? New Jersey, das Brandenburg der Ostküste, bietet das geladene und entsicherte Naturerlebnis für die ganze Familie.

Die Butterbrote sicher unterm Sitz verstaut, mache ich mich mit ein paar Bekannten auf den Weg über die George Washington Bridge hinein in die Freiheit. Die Stimmung ist gut, zwei meiner Mistreiter feiern mit diesem Ausflug ihren Geburtstag. Nach einer Stunde Fahrt signalisiert ein großesformatiges gelbes Schild das nahende Ziel. Normalerweise nehme ich nur ungern Abfahrten mit Namen wie "Thunder Mountain" (selbiges gilt für "Death Valley" und "Plains of Pain"), aber das Fadenkreuz in der oberen Ecke des Verkehrszeichens erweckt mein Vertrauen.

Angekommen im Besucherzentrum der weiträumigen Anlage, fühle ich mich gleich wie zuhause. Die Einrichtung versprüht rustikalen Berghüttencharme. Das Muttchen am anderen Ende der Theke fragt ob sie uns nicht ein paar Kekse und eine Tasse Kaffee bringen kann. Ich lehne höflich ab. Kekse habe ich auch zuhause. Mit warmem Lächeln will sie wissen welche Munition es denn sein soll. Ich frage ob der Laden auch die neuen Organschredderprojektile führt, von denen man so viel im Fernsehen hört. Leider nein, aber ich könne nächstes mal gerne meine eigene Munition mitbringen, solange ich keine internationalen Menschenrechtskonventionen verletze.

Im kaminbeheizten Warteraum vergehen die Minuten bis unser Instructor eintrifft. Ich schmökere in einer älteren Ausgabe von Ducks Unlimited. Ich erfahre, dass Pine Acre Labrador Retrievers zu den beliebtesten Jagdhunden gehören, weil sich schon die Welpen das meiste selbst beibringen und alles tun um ihr Herrchen zufriedenzustellen. Also ganz anders als mit den eigenen Kindern.

Für diesen Nachmittag begnügte ich mich damit auf bewegliche orangefarbene Scheiben zu schießen. Als mir beim ersten ungeschickten Feuerversuch der Rückstoß fast das Gebiss ausschlägt, muss ich mich fragen wie so viele Amerikaner den Sommer ohne Krankenversicherung überstehen. Zwischenfälle gab es aber sonst keine. Niemand hat dem anderen ins Gesicht geschossen. Das soll ja selbst bei erfahrenen Jägern öfters mal vorkommen. Ein rundum gelungener Sonntag also.

Freitag, 8. Mai 2009

Sympathy for Evil Spacemonsters (Star Trek XI)

Ich war gestern in der US-Premiere von Star Trek und wurde nicht enttäuscht. Amerikanische und deutsche Medien waren sich bereits einig: Zum ersten Mal konnte sich die USS Enterprise aus dem betäubenden Mief des Franchise herausmanövrieren. Zu sehen ist nicht weniger als eine grandiose, laut-polternde Kino-Revolution! In einer Zeit in der Filme von Alleinunterhaltern wie Michael Bay und Jerry Bruckheimer mit zerebralem Dünkel jeden Normalsterblichen gelangweilt aus dem Kinosessel rollen lassen, blieb J.J. Abrams der bildstürmerischen Linie der "Star Trek"-Schöpfer treu.

Abrams setzte sich zwischen alle Stühle indem er beliebte Pop-Motive wie die humanistische Mission, ethische Dilemmata und unorthodoxe soziale Rollenmuster opferte. Statt dessen riskierte er mit technisch brillanter Bildgewalt, schneller Action und heißen Kurven einen kommerziellen Fehlschlag. Aber ich denke sein Mut wird sich an der Kinokasse auszahlen. Er hat das Franchise zu seinen Wurzeln zurückgeführt: weiße Posterboys geben fiesen Spacelords ordentlich eins auf die Fresse.

Mittwoch, 6. Mai 2009

German vs. American Comdey: Proof me wrong...

Warum deutsche Comedy mehr Schlagfertigkeit braucht: John Stewart



Warum deutscher Comedy politisches Rückgrat fehlt: Bill Maher



Warum deutsche Comedy keinen Sprachwitz kennt: Chris Rock



Warum deutsche Comedy kein Selbstironie versteht: Woody Allen



Warum deutsche Comedy keine Persönlichkeiten hat: Stephen Colbert

Montag, 4. Mai 2009

Ich bin's Nu(h)r? In den Staaten ist mehr drin

Langsam kommt bei mir der Gedanke an bald wieder in Deutschland zu leben. Im Schlepptau befinden sich Angst und Unsicherheit. Sozialistisches Utopia hin oder her – werde ich ohne die lieb gewonnen kulturellen Institutionen der Staaten wirklich frohen Mutes meinem Tagewerk nachgehen können? Was wird aus ethnischer Vielfalt, Optimismus und Deep-fried Twinkies? Noch gravierender: was wird aus meinem Wohlbefinden ohne regelmäßige Dosis sozialkritischer Comedy?

Man kann über das US-Fernsehen sagen was man will, aber wenn ich (Achtung, Rhetorik!) abends den Fernseher einschalte, kann ich mir sicher sein auf einem der 475 Kabelsender die an unserer WG anliegen ein Gesicht zu finden das mir erklärt wie die Welt in Zeiten von Finanzkollaps, Folter und Killerviren wirklich ist: witzig. Stephen Colbert, John Stewart, Bill Maher, Conan O’Brien und (unfreiwillig) Bill O’Reilly ersetzen gerne mal die Abendnachrichten, weil sie es verstehen absurd aber clever das Zeitgeschehen einzufangen. Wen haben wir auf der anderen Seite des Atlantiks? Das witzigste Gesicht im deutschen Fernsehen ist das von Horst Köhler, der seinen Beruf leider knapp verfehlt hat.

Bevor ich Deutschland für die letzten zwei Jahre den Rücken kehrte, tendierte mein Interesse für TV-Comedy gegen Null. Meiner damaligen Erfahrung nach gab es durchaus Dinge die überzeugend und nachhaltig komisch waren: sächselnde End-30er auf viel zu großen Bühnen in nicht altersgerechtem Schuhwerk gehörten nicht dazu. Stand-Up Shows und Late Night Television haben mir gezeigt, dass Menschen die witzig sein wollen es auch können—nur nicht in Deutschland. Diese Kritik auch an anderer Stelle zum Mantra geworden. Aber so leicht wollte ich nicht aufgeben. Ich habe in den letzten Tagen mittels der Nominierungslisten des Deutschen Comedy Preises—vermutlich das who-is-who der mittlerweile früh-40er im Komödienstadl—mein Gedächtnis wieder etwas aufgefrischt.

Ein Fehler, wie sich herausstellte. Seit dem sein Hauptbrennstoff—Geschlechterwitze—verbraucht ist, schrumpft Mario Barth, einst der helle Riese am Deutschen Comedy-Himmel, zu einem weißen Zwerg zusammen. Rüdiger Hoffman versenkt ab und zu einen Lacher, nur leider mit einer Dichte von Eins pro Stunde. Olaf Schubert beweist, dass am liebsten immer noch aus obszönem Mitleid gelacht wird. Michael Mittermeier würde mit seiner dümmlich-drolligen Art nerven, selbst wenn man ihn nur beim Bäcker träfe. Michael Bully Herbig versteht es sich zu inszenieren, kann aber nur schwer seine mangelnde Beobachtungsgabe wettmachen. Bei Hella von Sinnen, Anke Engelke und Atze Schröder sind die Namen der witzigste Teil der Show. Dieter Nuhr, der hartnäckige Hoffnungsträger des Landes, macht aus seinem Abitur zwar kein Geheimnis, hinterlässt mit seiner austauschbaren Bühnenpersona und dem Charme eines ernüchterten Gymnasiallehrers leider trotzdem keinen bleibenden Eindruck.

Das Kriterium „sozialkritisch“ habe bei dieser Aufzählung gar nicht erst angewendet, denn sonst hätte ich mir die Gegenüberstellung gleich ganz sparen können. Was soll man da noch sagen? Richtig. All jenen die mir bis hierhin gefolgt sind, kann ich nur raten bei Bedarf ihr Sprachkulturlexikon rauszukramen und sich mit mir an Klassikern wie Chris Rock, Woody Allen, George Carlin, Jerry Seinfeld, David Letterman, Richard Pryor sowie den oben genannten Frontläufern zu erfreuen. Reicht ja auch.

Sonntag, 3. Mai 2009

-- lesstears.de --

Und da sage nochmal jemand es gäbe keine Fortschritt! Für alle die sich wie ich im eigenen Bad verlaufen und auch sonst eher Probleme haben Sachen wiederzufinden, habe ich endlich eine kurze und merkbare Domain eingerichtet:

http://lesstears.de

Freitag, 1. Mai 2009

Social Warriors


Fabrikarbeiter im Fernsehen um ihre Jobs kämpfen lassen? Kapitale Idee! Ich frage mich wieso das niemandem schon früher eingefallen ist. So viele Massenentlassungen hätten uns mit adrenalingeladenen Dramen den Feierabend versüßen können.

Deutschland sollte sich auch was einfallen lassen. Wie wäre es mit:

The Gay Challenge!: Welches der drei Schwulenpärchen schafft es unversehrt ein Fußballspiel im Fanblock des FC Bayern München zu überstehen? Kleiner Tipp: keines.

Ich krieg Harz IV, holt mich hier raus!:Managen sie ein vierköpfige Familie mit 100 Euro ALGII. Wessen Kind zuerst an Skorbut erkrankt ist raus.

Das Kassenpatientenduell: Bewerben können sich alle Kandidaten die weniger als 4 Wochen zu leben haben, wenn sie keine angemessene Behandlung bekommen. Nur wer die beste Strategie im Wartezimmer und vor Gericht hat bekommt rechtzeitg das volle Leistungspaket!